Für ältere Pferde: Gemüse statt Kraftfutter?

Für ältere Pferde: Gemüse statt Kraftfutter?

Wenn Pferde älter werden, ändern sich ihre Bedürfnisse – auch in Bezug auf die Ernährung. Viele Seniorpferde nehmen an Gewicht ab, haben Probleme beim Kauen oder leiden unter Stoffwechselstörungen. In solchen Fällen stellt sich die Frage: Muss es immer Kraftfutter sein, oder kann auch Gemüse – insbesondere in getrockneter Form – eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung darstellen? Dieser Artikel beleuchtet die Möglichkeiten, Vorteile und Grenzen einer gemüsebasierten Fütterung älterer Pferde.

Der veränderte Nährstoffbedarf älterer Pferde

Mit zunehmendem Alter sinkt bei Pferden oft die Effizienz der Verdauung. Zahnprobleme erschweren das Zerkleinern von Raufutter, und der Muskelabbau kann zu einem erhöhten Bedarf an hochwertigen Nährstoffen führen. Gleichzeitig reagieren viele ältere Pferde empfindlicher auf zu viel Stärke und Zucker, wie sie in klassischem Kraftfutter enthalten sind. Eine angepasste Fütterung, die den Verdauungstrakt entlastet und gleichzeitig bedarfsgerecht versorgt, ist daher unerlässlich.

Gemüse als nährstoffreiche Futteralternative

Gemüse – insbesondere in getrockneter Form – kann eine interessante Möglichkeit darstellen, ältere Pferde ausgewogen zu versorgen. Schonend getrocknetes Wurzel- und Knollengemüse wie Karotten, Rote Bete, Pastinaken oder Sellerie enthält viele wichtige Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Gleichzeitig ist es in der Regel kalorienarm und ballaststoffreich – ein Pluspunkt für Pferde mit empfindlichem Stoffwechsel.

Wird das Gemüse vor dem Verfüttern eingeweicht, wird es gut kaubar und ist auch für Pferde mit Zahnproblemen geeignet. Die Trocknung ermöglicht eine lange Haltbarkeit und einfache Lagerung, ohne dass Nährstoffe im großen Stil verloren gehen.

Vorteile von Trockengemüse in der Seniorenfütterung

Der Einsatz von Trockengemüse bringt gleich mehrere Vorteile mit sich:

  • Schonkostcharakter: Viele Gemüsesorten sind leicht verdaulich und belasten den Organismus nicht.
  • Reich an Mikronährstoffen: Vitamine und Mineralstoffe unterstützen Immunsystem, Kreislauf und Muskulatur.
  • Zahnfreundlich: Eingeweichtes Gemüse ist weich und kann auch von Pferden mit reduziertem Gebiss aufgenommen werden.
  • Individuell kombinierbar: Je nach Bedarf lässt sich Gemüse gezielt mit Raufutter, Mash oder Mineralfutter kombinieren.
  • Getreidefrei: Für Pferde mit Stoffwechselerkrankungen wie EMS oder Cushing-Syndrom oft besser geeignet als klassisches Kraftfutter.

Was sollte man bei der Fütterung beachten?

Trotz der vielen Vorteile ist auch bei Gemüse Achtsamkeit gefragt. Nicht jede Sorte ist für Pferde geeignet – Nachtschattengewächse wie rohe Kartoffeln oder Auberginen sind tabu, ebenso Zwiebelgewächse. Auch bei Roter Bete ist wegen des Oxalsäure-Gehalts auf die Menge zu achten. Wichtig ist zudem, dass das Trockengemüse vor dem Verfüttern ausreichend lange in warmem Wasser eingeweicht wird – etwa 20 bis 30 Minuten, um eine gute Quellfähigkeit zu erreichen und Schlundverstopfungen zu vermeiden.

Die Fütterungsmenge sollte sich am Gesamtfutterplan orientieren. Eine Faustregel: Etwa 100–200 g Trockengemüse (Trockenmasse) pro Tag für ein Großpferd können als Ergänzung sinnvoll sein – individuell anpassbar je nach Gesundheitszustand und Leistungsanforderung.

Risiken und Grenzen

Gemüse – auch in getrockneter Form – ist kein vollständiger Ersatz für hochwertiges Raufutter oder ein ausgewogenes Mineralstoffangebot. Es liefert vor allem Mikronährstoffe und Ballaststoffe, aber deutlich weniger Energie und Eiweiß als klassisches Kraftfutter. Bei stark abgemagerten Senioren reicht Gemüse allein daher oft nicht aus.

Außerdem: Nicht jedes Pferd mag Gemüse auf Anhieb. Hier ist Geduld gefragt – kleine Mengen zum Herantasten helfen bei der Umstellung. Wichtig ist, auf die Qualität zu achten: Frei von Schimmel, Zusatzstoffen und aus kontrolliertem Anbau sollte das Produkt sein.

Fazit: Gemüse als wertvolle Ergänzung – mit Maß und Verstand

Für ältere Pferde kann Trockengemüse eine sinnvolle, gesunde Ergänzung zum täglichen Futter darstellen – vor allem dann, wenn Kraftfutter nicht (mehr) gut vertragen wird. Es liefert wertvolle Vitalstoffe, schont den Stoffwechsel und ist zahnfreundlich. Als alleiniges Futtermittel ist es jedoch nicht geeignet. Wer sein Seniorpferd optimal unterstützen möchte, sollte Gemüse gezielt einsetzen – als Baustein eines individuellen, altersgerechten Fütterungskonzepts. Eine tierärztliche oder ernährungsphysiologische Beratung kann hier zusätzliche Sicherheit geben.

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